Ich

Du kommst in Konflikten mit deinem Gegenüber immer wieder in die gleiche Schleife?
Du weißt schon wie der andere reagiert und findest es sinnlos, nochmal drüber zu reden?
Du hast keine Idee, wie das weitergehen soll?

Was hilft im Streit, bevor der Konflikt eskaliet?

Ich habe im Laufe meiner Tätigkeit ein Modell weiterentwickelt, das ich gerne auch bildlich darstelle.
Wenn zwei Menschen aufeinandertreffen, dann treffen im Grunde zwei Weltbilder aufeinander. Um das wirklich zu verstehen, lass mich ein Stück ausholen.



Deine LandkarteVon unserer ersten Lebensstunde an und schon davor im Mutterleib, nehmen wir über unsere 5 Sinne unsere Umwelt wahr.

Das bedeutet, wir werden mit Gefühlen, Eindrücken, Gerüchen, Empfindungen, Geräuschen und Bildern konfrontiert, die unser Unbewusstes aufnimmt und auch abspeichert. So lernen wir in jeder Minute unseres Lebens, wie diese Welt da draußen funktioniert - die innere Landkarte wird geschrieben.


Für Kinder ist es überlebenswichtig, dass sie sich an ihre Umwelt anpassen, um Aufmerksamkeit und liebevolle Zuwendung zu bekommen, weil es in der Natur der Dinge liegt, dass kein kleiner Mensch ohne die Fürsorge großer Menschen überleben kann.


So also entsteht Schritt für Schritt ein Bild der Welt in unserem Inneren von dieser Welt da draußen. Wir sagen auch, es wird eine innere Landkarte erstellt, die diese Welt da draußen darstellt. Dieses innere Abbild ist bestenfalls sehr genau, kann aber niemals detailgetreu wiedergeben, wie die Welt da draußen funktioniert. Alfred Korzybskis Zitat "Die Landkarte ist nicht das Gebiet" beschreibt diese Einsicht.


Wenn wir nun mit einem anderen Menschen in Kontakt treten, ...

...dann kann es immer nur ein Versuch sein, seine Welt zu verstehen, in seine Welt einzutauchen. Wenn wir einen Menschen sehr lange gut kennen, dann glauben wir fälschlicherweise oft, dass wir wissen, "wie er tickt". Dabei klammern wir aber aus,
- dass der Großteil der lebenslang aufgenommenen Information unbewusst ist und nur ein kleiner Teil (5-10%) uns selbst bewusst ist.
- dass wir tagtäglich dazulernen und täglich neue Erfahrungen, Einsichten auf unsere Landkarte geschrieben werden.

meine und deine Landkarte

In guten Gesprächen tauchen wir durch den wirklichen Wunsch, den Anderen in seinem Dasein wahrzunehmen, in die Landkarte des anderen ein. Ein Gegenüber, das nachfragt, sich für die Erfahrungen des Anderen interessiert und aufmerksam wahrnimmt und wiedergibt, wird oft als angenehmer Gesprächspartner erlebt.

Gespräche, die wir als unbefriedigend wahrnehmen könnten so ablaufen, dass jeder im Grunde in "seiner Welt" bleibt:
"Ich hatte letzte Woche so schöne Tage im Garten, ich habe bereits Samen gesät und das Gemüsebeet vorbereitet.. " und bevor die Freundin noch aussprechen kann, bekommt sie folgende Antwort: "Ich habe gestern auch meine Fenster geputzt und hatte endlich Zeit, mich um ein paar liegengebliebenen Sachen zu kümmern.."
Wenn dann die Freundin bei ihrer Erzählung vom Garten bleibt und das Gegenüber in ihrer Erzählung, dann ist das ganz schön für die Luft, die sich bewegt, aber bei beiden wird wohl kaum ein Gefühl von "das war jetzt ein tolles Gespräch" entstehen, denn beide bleiben im Grunde in ihrem Bild der Welt.


Wir verstehen uns

Wofür können wir nun diese Einsicht verwenden?
- im Umgang mit unseren Kindern: Wenn wir auf eine Frage oder schwierige Situation des Kindes statt mit unserer Meinung zu entgegenen, wirklich in der Welt des Kindes bleiben: Ich sehe dich und nehme dich als eigenen Menschen wahr. (Dann wird man überrascht sein, wieviel man auch von Kindern lernen kann)
- im Umgang in der Partnerschaft: Wenn man dem Partner Raum gibt, um von seinen Erfahrungen zu erzählen, der Andere hört uneingeschränkt zu und stellt Verständnisfragen. Dann kann man das Spiel auch umdrehen ;-)
- im Umgang im Beruf: Wenn etwas misslingt, nachzufragen was zu dem Ergebnis geführt hat. (Aus Fehlern kann man dann lernen)

Es geht hier nicht darum, mit der Meinung des anderen übereinzustimmen, sondern lediglich darum, dan anderen als eigenen Menschen mit seinen Erafahrungen und Ansichten wahrzunehmen.

Dieses Zuhörenkönnen ist ein besonders Talent von Menschen, denen man sich gerne anvertraut (wenn sie vertrauensvoll mit den Inhalten umgehen).

Versuchen sie mal folgendes Experiment:

Wenn sich ein Mensch in ihrer Umgebung ärgert, sagen sie:

- na, is ja gar ned so schlimm, du steigerst dich da in was rein (..) oder
- oh, das ist aber jetzt blöd gelaufen, das ärgert dich (kann auch ohne Worte gesendet werden - durch einfache liebevolle Zuwendung)

und erzählen Sie mir gerne von ihren Erfahrungen!

Alles Liebe,
Ihre
Nadja Pichler