ERZÄHLEN/PETZEN… wo ist denn da der Unterschied?!?

 


 Der Unterschied ist leicht erklärt:

 Wenn ich petze, dann geht´s mir eigentlich nicht wirklich schlecht. Mein Gefühl ist gut und entspannt.

 Wenn ich Sorgen habe, ich traurig, gekränkt, wütend bin oder mich in meiner Haut nicht wohl fühle, und ich erzähle es, dann ist das mutig und gut.

 Situationen, die dazwischen liegen (wie ein komisches oder gemischtes Gefühl), darf ich jemandem anvertrauen, ich überlege, mit wem ich darüber reden könnte.

 Oft ist es nicht einfach, Dinge, die belastend sind, jemanden mitzuteilen. Doch ganz frei betrachtet soll das Ziel immer dort sein, wo es uns gut geht, und so ist es oft der einzige Lösungsweg, der wirkungsvoll ist, wenn ich erzähle.

 Ein kleines Quiz:
Hierfür habe ich einige Situationen gesammelt, die ich den Kindern vorlese und anschließend geraten werden darf. zwei stuehle
Alternativ dazu können 2 Stühle oder Pölster gestellt oder gelegt werden: Einer für
das ist mutiges Erzählen“ und der andere für
das ist Petzen“.

 Die Situationen sind bewusst so gewählt, dass mehrere Antworten in Frage kommen. Sie sollen Anstoß zu Gesprächen sein. Entscheidend ist immer das Gefühl des Kindes: wie fühlt sich das Kind in dieser Situation. Dann erst wird entschieden.

 Erzählen Sie Ihrem Kind auch aus Ihrer Erfahrung: Wo war denn für Sie die Hilfe anderer wichtig – wann als Kind und wann als Erwachsener?

  Kinder sollen möglichst früh lernen, sich belastende Situationen von der Seele zu reden. Geben wir Kindern die Möglichkeit, auch mit anderen Erwachsenen – Freunden, Lehrern, vertrauten Erwachsenen – persönliche Dinge zu besprechen. So geben wir Ihnen ein gutes Rüstzeug mit, um in schwierigen Lebenssituationen sich einem geeigneten Gesprächspartner anzuvertrauen.

 Erzählen beruht immer auf Freiwilligkeit. Kein Kind macht etwas falsch, wenn es nicht erzählt!

  

Zwei Buben haben ein Geheimnis: Pokemon Karten sind in der Schule verboten. Heimlich nehmen sie ihre Karten mit und tauschen sie auf dem Klo.  

Ein Freund, der auf dieselbe Schule geht wie du, erzählt dir, dass seine Eltern schon eine Braut für ihn bestimmt haben. Wenn du es irgendwem in der Schule sagst, redet er nie wieder mit dir.

Ein Mädchen hat den Bus verpasst. Sie überlegt lange, was sie tun soll, dann kommt die Mama von einem Kind aus der Nebenklasse und bietet dem Mädchen an, es mitzunehmen. So kommt sie also zur gleichen Zeit nach Hause.

Einige deiner Freunde belästigen ein Mädchen. Sie sagen dir, dass sie nichts mehr mit dir zu tun haben wollen, wenn du es weitererzählst.

Deine beste Freundin/dein bester Freund erzählt dir, dass sie/er zu Hause geschlagen wird.
Sie/er fordert Geheimhaltung.

Zwei Buben haben ein Geheimnis: sie sind beide verliebt. Sie versprechen sich gegenseitig Geheimhaltung, da sie den Spott der anderen Kinder befürchten.

Ein Mädchen hat sich in die Hose gemacht. Heimlich schleicht sie auf das Klo, säubert sich und zieht die Turnhose an. Den anderen erzählt sie, die andere Hose sei ihr zu klein.

Die Eltern eines Mädchens lassen sich scheiden. Sie erzählt das nur ihrer besten Freundin. Und die darf es nicht weitersagen. Weil die Eltern wollen noch nicht, dass es in der Schule jemand erfährt.

Ein Bub schenkt seiner besten Freundin einen Glücksstein. Er will aber nicht dass das Mädchen irgendjemandem davon erzählt, da er befürchtet, dass sein bester Freund eifersüchtig wird, wenn er davon erfährt.

Ein Mitschüler erzählt dir, dass er regelmäßig in Kaufhäusern stiehlt. Wenn du nichts weitererzählst, kriegst du ein Geschenk.

Eine ältere Jugendliche hat dir deinen Gameboy weggenommen. Sie sagt, sie borgt ihn sich bis Freitag. Sie droht dir, dich zu verprügeln, wenn du es weitererzählst.

Ein Mädchen und ein Bub werden am Spielplatz von größeren Kindern gehauen. Die Großen verlangen Geheimhaltung. Falls die Kleinen es weitersagen, wären sie blöde, kleine Petzen.

Nadja Pichler       power4me Logo